Madeira Marathon: almost entirely flat…eine Frage des Maßstabs

Veröffentlicht von Kristina am

Erfahrungsbericht vom Madeira Marathon

Was bisher geschah…

Vor ein paar Monaten kam mir die Idee, im Januar einen Halbmarathon im Warmen laufen zu wollen. Zunächst hatte ich Gran Canaria im Blick. Glücklicherweise lag der Termin aber nicht optimal, so dass ich nach weiteren Zielen Ausschau hielt. Hierbei stieß ich auf den Madeira Marathon (Maratona do Funchal). Im Vergleich zu Gran Canaria eine eher kleinere Veranstaltung mit weniger als 1000 Startern. Dies ist jedoch eine Größe, die mir ziemlich gut gefällt. Die Webseite der Veranstaltung bot nur begrenzt viele Informationen und die Anmeldung gestaltete sich aufgrund mangelnder Portugiesisch-Kenntnisse komplizierter als erwartet. Letzten Endes dauerte es aber nicht lange, bis ich für den Halbmarathon registriert war, der Urlaub eingereicht und die Flüge gebucht.

Vorbereitungen

In der Woche vor dem Madeira Marathon hatte ich bereits fleißig Höhenmeter gesammelt – aber zumindest was die Ebene betrifft fleißig meine Beine geschont. Flach gibt es in Madeira nämlich – wenn man nicht gerade entlang einer der Levadas spaziert – eher selten. Mit müden Beinen hole ich am Vortag zum Lauf also meine Startnummer ab. Der Prozess gestaltet sich äußerst unspektakulär. Ein kleines Schild am Eingang, die ‚Marathonmesse‘ beschränkt sich auf einen Stand mit Bananen aus Madeira. Ansonsten gibt es am Vortag des Laufs in der Stadt recht wenig Anzeichen darauf, dass hier morgen ein Laufevent stattfinden soll. Am Tag des Laufes sei die Fahrt mit den Bussen kostenlos, da der Start 3km vom Ziel entfernt sei. Mir wird kurz die Strecke erklärt und mit welchen Bussen ich zum Start komme.

Força!

Am Tag des Madeira Marathons mache ich mich recht früh auf den Weg zum Start, da bereits um 8 Uhr der ganze Marathon startete. Vor meinem eigenen Start wollte ich die Marathon-Läufer noch ein wenig anfeuern. Natürlich muss ich den kompletten Weg von der Altstadt Richtung Lido laufen, da die Strecke bereits gesperrt ist. Die angekündigten Busse fahren dementsprechend dann halt doch nicht mehr.

Glücklicherweise habe ich genug Puffer eingeplant. Langsam sind also doch erste Anzeichen des Laufes zu erkennen. Der Marathon ist mit etwas mehr als 200 Startern eher unspektakulär. Als ich am Startbereich ankomme, hat sich das Feld schon recht stark entzerrt. Ich bin froh, dass ich mich nur für die halbe Distanz entschieden habe. Das Wetter könnte nicht besser sein, kurze Hose und T-Shirt sind an diesem angenehmen Tag im Januar mehr als ausreichend.

Am Start treffe ich wieder auf Thibault, ihn hatte ich am Vortag über Couchsurfing kennen gelernt. Zum Glück hatte er mir die Strecke zuvor etwas erläutert. Anhand der Karte im Internet war es recht schwer zu erkennen, wie der genaue Streckenverlauf sein würde. Tatsächlich läuft man zuerst zwei Runden durch den touristischen Stadtteil Lido. Anschließend geht es die Straße runter Richtung Altstadt und schließlich noch einmal zwei Runden durch die Altstadt und entlang am Meer. Wie ich mich kenne, wäre ich ohne Thibaults Erklärungen unterwegs sicherlich falsch abgebogen.

Die ersten Kilometer nach dem Start

Fast pünktlich wenige Sekunden nach 10 Uhr ertönt der Startschuss für den Madeira Marathon. Glücklicherweise dauert es nur einige hundert Meter, bis ich frei laufen kann. Ich versuche, mit meinen müden Beinen das richtige Tempo zu finden. Nach dem Start geht es zum warm werden erst einmal leicht bergab. Die Vorstellung, dass ich in wenigen Kilometern wieder die gleiche Strecke bergauf laufen muss, begeistert mich nicht besonders. Aber schon nach weniger als einem Kilometer kommt die erste Steigung. Hier versuche ich meine Gedanken einfach darauf zu lenken, dass ich hier ja auch wieder runter laufen darf… und ein zweites Mal bergauf in der nächsten Runde…

Nach knapp 3 Kilometern erreiche ich den ersten Wendepunkt und es geht wieder zurück. Hier ist auch der erste Verpflegungspunkt – im Vorfeld gab es darüber leider recht wenig Informationen. Weiter geht es – entlang ein ein paar schönen Ausblicken (Fotos habe ich mir dieses Mal allerdings verkniffen) zum nächsten Wendepunkt. Nach 6,7 Kilometern geht geht es – kurz nach einer weiteren Verpflegungsstation – wieder zurück auf die nun bereits bekannte Strecke der ersten Runde.

Unterwegs komme ich immer wieder an Marathon-Läufern vorbei. Ich frage mich, ob es wohl eher motivierend ist, dass jetzt mehr Menschen auf der Strecke sind, oder ob es frustrierend ist, plötzlich ständig überholt zu werden. Immerhin ist das Laufen nach wie vor entspannt und die Strecke leer genug, um kein Zickzack laufen zu müssen. Ein weiteres Mal geht es am Start vorbei. Hier sammeln sich bereits die ersten Läufer für den Mini-Marathon und feuern die Läufer auf der Strecke fleißig an. Kurz vor der nächsten Wende sehe ich Thibault. Wir winken uns kurz zu und laufen weiter.

Ansonsten ist die Stimmung beim Madeira Marathon eher gemäßigt. Hier und da ein paar Touristen, die mit ihren Handys Fotos und Videos von den Läufern machen und ein paar ganz wenige Menschen, die einem zujubeln. Fröhlich winken macht es immerhin ein wenig einfacher 🙂

Es geht ans Meer!

Nach etwas mehr als 13 Kilometern komme ich erneut am Wendepunkt vorbei. Dieses mal geht es geradeaus weiter und nach wenigen Metern kommt ein steiler Abstieg, auf dem ich mich einfach treiben lasse. Kurz darauf erreiche ich auch schon die Altstadt. Ich bin fast ein wenig überrascht, hier nun doch einige Menschen vorzufinden, die die Läufer anfeuern. Das gibt auf den letzten 6 Kilometern noch einmal extra Energie. Etwa ab Kilometer 16 geht es mit leichtem Gegenwind am Meer entlang. Die Sonne scheint, es ist warm und ich habe Durst. Glücklicherweise kommt bald die Halbmarathon-Wende. Zwar ist diese eindeutig ausgeschildert, jedoch sehe ich kurz vor mir eine Marathon-Läuferin falsch abbiegen. Erneut bin ich dankbar, dass ich bei der Streckenerklärung aufgepasst habe und zudem auch weiß, dass ich beim ersten Mal am Ziel vorbei laufen muss und erst nach der zweiten Runde abbiegen darf.

Der Rückweg nach der Wende ist durch den leichten Rückenwind fast unerträglich warm. Aber ich bin am Meer und laufe in Shorts – es könnte definitiv schlimmer sein! Und ich weiß, dass mich nur noch etwa ein Kilometer von der nächsten Wasserstation trennt. Hier frage ich freundlich, ob ich statt eines Bechers direkt eine Flasche nehmen kann und kühle mich erst einmal ein wenig ab. Für die zweite ‚Strandrunde‘ nehme ich die Flasche einfach mit und fühle mich großartig vorbereitet.

Verlaufen oder nicht?

Ab hier kenne ich den Weg nicht mehr ganz genau. Unterwegs muss ich fragen, ob ich richtig abbiege. Ich laufe die zweite Runde und meine Laufuhr zeigt 20 Kilometer. Die dazugehörige Markierung sehe ich allerdings auf der anderen Straßenseite und habe den Wendepunkt noch vor mir. Ich bin kurz davor abzukürzen, denke mir dann aber, dass ja wahrscheinlich alle anderen Läufer einen ähnlichen Umweg machen. Wobei ich mir zu diesem Zeitpunkt nicht mehr sicher bin, unterwegs vielleicht doch falsch abgebogen zu sein.

Meine Uhr zeigt 20,7 Kilometer als ich an diesem Schild erneut vorbei komme. Noch 1097,5 Meter und ich habe es geschafft. Ich habe noch ausreichend Energie übrig für einen kurzen Endspurt und kurze Zeit später habe ich es nach 21,7 Kilometern geschafft.

Angekommen!

Es gibt Bananen aus Madeira, Wasser, eine Medaille und ich bin glücklich. Die Zeit hätte besser sein können, aber in Anbetracht dessen, dass ich kurz vor dem Madeira Marathon noch krank war und in der Woche zuvor beim Wandern ordentlich Höhenmeter gesammelt hatte, bin ich einigermaßen zufrieden.

Nach dem Zielbereich gibt es portugiesische Musik, um die Zeit bis zur Siegerehrung etwas abzukürzen. Dazu gibt es Sonne und es ist kein Problem, jederzeit wieder in den Zielbereich zurück zu kehren, um sich noch eine Flasche Wasser zu holen. Hier sind die Portugiesen definitiv entspannter als die Deutschen! Immerhin für einen 2. Platz in der Altersklasse hat es gereicht. Als Souvenir gibt es sowohl beim Marathon als auch beim Halbmarathon Pokale für alle Altersklassen auf den ersten drei Plätzen. Auf jeden Fall ein nettes Urlaubsandenken.

Meine Unterkunft befindet sich glücklicherweise nur wenige Meter vom Ziel entfernt. Nachdem ich meinen Pokal in Empfang genommen habe, ist es Zeit für eine Dusche und anschließend etwas zu essen. Es ist mir egal, dass ich mich wahrscheinlich in der touristischsten Straße auf der ganzen Insel befinde. Der Vorteil ist, dass ich jede Menge Restaurants direkt vor der Haustür habe und so werde ich schnell fündig. Zwar nicht das beste Essen auf meiner Reise (da bin ich von der letzten Woche definitiv verwöhnt), aber es ist viel und macht satt und ist dazu noch nett dekoriert. Mehr brauche ich in diesem Moment nicht, um glücklich zu sein.

Fazit vom Madeira Marathon

Der Halbmarathon war im wahrsten Sinne des Wortes ein Lauf mit einigen Höhen und Tiefen. Knapp 180 Höhenmeter laut Strava (andere Läufer haben sogar noch mehr gemessen) sind für die Verhältnisse in Madeira wahrscheinlich tatsächlich fast flach. Es war großartig im Januar einen Halbmarathon in Shorts und T-Shirt laufen zu können, und ich bin froh, dass ich hier her gekommen bin. Abgesehen davon, dass die Streckenbeschilderung und -abmessung nicht ganz optimal war, und ich gerne noch ein paar Verpflegungspunkte mehr gehabt hätte, war es ein sehr schöner Lauf mit tollen Ausblicken und einer angenehmen Größe. Und auch die restliche Organisation war top!

Ob ich noch einmal an diesem Lauf teilnehmen würde? Ja, auf jeden Fall! Nur zwei Dinge würde ich anders machen: die Wanderungen doch lieber in der Woche nach als vor dem Lauf machen und für den Lauf selbst mein Trinksystem mitnehmen. Ach ja, und kurz vorher krank zu werden würde ich mir wahrscheinlich auch ersparen. Ansonsten hat es wirklich Spaß gemacht und Madeira ist eine wunderschöne Insel, auf die ich jederzeit wieder gerne zurückkehren werde.

Hier geht es übrigens zu meinem Lauf auf Strava.

Und da es im Vorfeld quasi unmöglich war, die Strecke im GPS-Format zu finden, habe ich sie hier noch einmal hochgeladen.