Angst vor Einsamkeit durch Corona? Warum Social Distancing auch Nähe schafft!
Social Distancing ist derzeit in aller Munde. Um die weitere Ausbreitung von Corona einzudämmen, sollen wir unsere sozialen Kontakte auf ein Minimum beschränken. Doch treibt uns Social Distancing in Zeiten des Coronavirus wirklich in die Einsamkeit?
Was ist Social Distancing?
Vor dem Ausbruch von Corona war Social Distancing ein Wort, mit dem sich die wenigsten wirklich auseinander gesetzt hatten. Der Begriff Social Distancing suggeriert, dass es hierbei um soziale Distanz gehen könnte. Dies ist allerdings nicht der Fall. Worum es geht, ist in erster Linie die räumliche Distanz zu anderen Menschen. Durch die räumliche Distanz soll die Geschwindigkeit, mit der sich das Coronavirus ausbreiten kann, verringert werden. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass unser Gesundheitssystem in der aktuellen Situation komplett zusammen bricht.
Geht man aktuell vor die Tür, findet man ein bizarres Bild, das noch vor wenigen Wochen undenkbar gewesen wäre. Spielplätze sind abgesperrt und Geschäfte geschlossen. Dort wo sich früher Menschengruppen sammelten, finden sich inzwischen nur noch einzelne Personen. Doch befinden wir uns durch diese Maßnahmen auf dem direkten Weg in die Vereinsamung?
Social Distancing und Einsamkeit im digitalen Zeitalter
Die aktuelle Pandemie unterscheidet sich in einem ganz wesentlichen Punkt von früheren Pandemien, welche ähnliche Maßnahmen erforderlich machten: uns steht jetzt eine Vielzahl digitaler Medien zur Verfügung. Grundsätzlich stehe ich der übermäßigen Nutzung digitaler Medien kritisch gegenüber. Jedoch sind es genau diese, die uns jetzt dabei unterstützen können, dass aus räumlicher Distanz keine soziale Distanz wird. Vielmehr sind große Entfernungen durch neue Technologien plötzlich überwindbarer, als jemals zuvor!
Im Folgenden ein paar Beispiele, wie uns digitale Technologien unterstützen können, auch in Zeiten der Corona-Pandemie miteinander in Kontakt zu bleiben.
Enge Kontakte trotz Distanz
Dank digitaler Technologien kann sich die räumliche Distanz sogar positiv auf unsere Kontakte auswirken. Dank Tools wie WhatsApp, Skype & Co sind alle Menschen plötzlich nur noch einen Klick entfernt.
Dies ermöglicht es uns sogar, Kontakt zu lieben Menschen wieder aufleben zu lassen, die wir schon lange nicht mehr gesehen haben, da sie zu weit entfernt wohnen. Denn plötzlich ist es egal, wo sich jemand gerade befindet. Erst gestern traf ich einen Freund von mir virtuell via Skype zum Kaffee. Und obwohl dabei jeder auf seiner eigenen Couch saß, gab es jede Menge zu erzählen.
Nächste Woche bin ich mit einem Bekannten aus Karlsruhe verabredet, den ich schon ewig nicht mehr getroffen habe. War ich tatsächlich mal vor Ort, reichte meistens die Zeit nicht, oder unsere Terminpläne passten nicht zusammen. Unser Kontakt beschränkte sich daher eher auf sporadische Emails, über die wir unser Leben noch mitverfolgten. Ich freue mich richtig darauf, mal wieder mit Zeit mit ihm reden zu können. Und das, ohne mich über 3 Stunden ins Auto setzen zu müssen.
Jetzt ist die Zeit, Kontakte zu pflegen, die wir aufgrund der Entfernung zuletzt vernachlässigt haben. Denn Zeit schenkt das Leben uns im Moment genug.
Virtuelle Pausenräume im Home Office
Home Office stellt derzeit eine gute Möglichkeit dar, die Ansteckungsgefahr in Unternehmen zu minimieren. Natürlich fällt auf diese Weise auch der ‚Flurfunk‘ weg.
Ich selbst arbeite bei einer kleinen IT-Firma mit weniger als 30 Mitarbeitern. Im Laufe des Tages läuft man hier eigentlich jedem mal über den Weg. Oft trifft man sich auch einfach so auf einen kleinen Plausch. Natürlich ist auch bei uns inzwischen fast jeder der kann im Home Office. Damit der persönliche Kontakt zu den Kollegen nach wie vor bestehen bleibt, und niemand unter der Einsamkeit des Home Office zu leiden hat, wurde bei uns über ein selbst entwickeltes Tool ein virtueller Pausenraum eingerichtet. In der Mittagspause aber auch einfach mal so zwischendurch bleiben wir auf diese Weise auch im Home Office weiter miteinander verbunden.
Neue Möglichkeiten durch virtuelle Meetups
Meetup ist eine Plattform, die dazu dient, Menschen mit ähnlichen Interessen zu verbinden. Die Treffen fanden hier bisher in der Regel offline statt. Da dies inzwischen durch die Ausbreitung von Corona nicht mehr möglich ist, wird eine Vielzahl der Treffen inzwischen virtuell durchgeführt. Zwar verfügt Aachen über eine wachsende Meetup-Szene, für einige Themen gab es jedoch nur in den nächstgrößeren Städten aktive Gruppen.
Bisher war mir der Aufwand, an diesen Meetups teilzunehmen immer zu hoch. Diese Woche war ich nun zum ersten Mal auch bei einem Meetup in Köln dabei. Und das völlig klimaneutral (lässt man die Stromkosten für mein Laptop mal außer Betracht). Natürlich ist es nicht das gleiche, wie vor Ort gemütlich zusammen zu stehen. Gleichzeitig hätte ich unter anderen Umständen gar nicht an diesem Meetup teilgenommen. Auf diese Weise konnten sich durch die Virtualisierung des Meetups Menschen vernetzen, die sich sonst nie begegnet wären.
Gemeinsamkeit statt Einsamkeit
Die beschriebenen Beispiele sind nur ein kleiner Ausschnitt der Möglichkeiten, die uns zur Überbrückung der Distanz zur Verfügung stehen. An unserer aktuellen Situation können wir alle wenig ändern. Was wir hingegen ändern können ist unser Mindset. Natürlich können wir uns nun in unseren eigenen vier Wänden verbarrikadieren und uns mit Schokoladeneis auf die kommende Depression vorbereiten. Denn die bekommt man ja bekanntlich, wenn man einsam ist. Wir können aber auch die Möglichkeiten nutzen, die uns das digitale Zeitalter bietet. Kontakte zu lieben Menschen pflegen, die wir lange nicht gesehen haben. Netzwerken an Orten, die wir sonst nicht erreicht hätten. Oder vielleicht auch einfach mal die neu gewonnene Zeit nutzen, bei uns selbst anzukommen. Aber das ist ein anderes Thema.